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Kirchentag auf dem Weg in Leipzig – Veranstaltungen im Überblick

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Im Rahmen von 500 Jahre Reformation – Deutscher Evangelischer Kirchentag 2017 finden vom 25.05.2017 bis 28.05.2017 verschiedene Veranstaltungen statt.
Eine Übersicht über die verschiedenen Events finden Sie hier:

 

Donnerstag, 25.05.2017 09.00-22.00 Kongresshalle am Zoo, EG, Foyer Nord,
Pfaffendorfer Str. 31, Leipzig
Gesichter der Reformation
09.30-17.00 Liebfrauenkirche, Karl-Heine-Str. 110, Leipzig Ströme lebendigen Wassers
Ökumenischer Pilgergottesdienst
10.00-11.30 Bethanienkirche, Jugendraum, Stieglitzstr. 42 Schöpfung als Spiegel der Seele
10.00-16.00 S-Bahnhof Taucha, Bahnhofstr. 1a, Taucha Geschichte(n) am Wasser
Durch die Zeiten mit dem Rad (von Taucha bis Schönefeld)
10.00-17.00 Moritzbastei, Ratstonne, Universitätsstr. 9, Leipzig Mitmachangebot: Wie zu Gutenbergs Zeiten
Offene Schreib-, Setz- und Druckwerkstatt
10.00-17.00 Torhaus Dölitz, Helenenstr. 24, Leipzig Schaufenster Glaube
10.00-18.00 Bibliotheca Albertina, Beethovenstr. 6, Leipzig Bildwechsel
10.00-18.00 Gedenkstätte Museum in der “Runden Ecke”,
Dittrichring 24, Leipzig
Kirchentage in Leipzig 1954, 1978 und 1989
10.00-18.00 Bach-Museum, Thomaskirchhof 15-16, Leipzig Glaubenswelten
Konfessionen im Leipzig der Bach-Zeit
10.00-18.00 Deutsches Buch- und Schriftmuseum, Deutsche Nationalbibliothek, Deutscher Platz 1, Leipzig Sensation – Propaganda – Widerstand
500 Jahre Flugblatt: von Luther bis heute
10.00-20.00 Neues Rathaus, 2. OG, Obere Wandelhalle,
Martin-Luther-Ring 4-6, Leipzig
Bewegte Reformation
11.00–13.00 Kongresshalle am Zoo, 1. OG, Goethe-Saal, Pfaffendorfer Str. 31, Leipzig Kompositionswerkstatt – Teil 1
Präsentation und Diskussion
11.00-17.00 Frauenkultur e.V., Windscheidstr. 51, Leipzig Exhibition in Progress
Hexenverfolgung in der Zeit der Reformation
11.00-17.00 Museum für Druckkunst, Nonnenstr. 38, Leipzig Luther – Leipzig – Letterpress!
Martin Luther macht Druck
13.00-14.00 Frauenkultur e.V., Windscheidstr. 51, Leipzig Exhibition in Progress
Hexenverfolgung in der Zeit der Reformation
13.30-14.00 Kirche Hohen Thekla, Neutzscher Straße/An den Pferdnerkabeln, Leipzig Geschichte(n) am Wasser – Mittagsandacht
14.30-16.00 Gedächtniskirche Schönefeld, Ossietzkystr. 39, Leipzig Geschichte(n) am Wasser – Ausklang
20.00-22.00 Gedenkstätte Museum in der “Runden Ecke”,
Dittrichring 24, Leipzig
Versammlungs- und Demonstrationsfreiheit – ein Grundrecht, das für alle gilt?

 

Geschenk zum Thema Luther und Reformation? Wie wäre es mit einer Luthertasse und dem Reformationskaffee?

Freitag, 26.05.2017 09.00-22.00 Kongresshalle am Zoo, EG, Foyer Nord,
Pfaffendorfer Str. 31, Leipzig
Gesichter der Reformation
10.00-18.00 Markkleeberger See, vor dem Strandcafé,
Seepromenade 2, Markkleeberg
Wasserwege des Südens entdecken
Pilgerwanderung durch Stadtraum und Natur
10.00-20.00 Helmholtzschule, Bootsanlegestelle,
Helmholtzstr. 6, Leipzig
Mitmachangebot: Auf Leipziger Wasserstraßen – mit dem Paddelboot
10.00-20.00 Stadthafen, Schreberstr. 20, Leipzig Mitmachangebot: Auf Leipziger Wasserstraßen – mit dem Paddelboot
10.00-20.00 Helmholtzschule, Bootsanlegestelle,
Helmholtzstr. 6, Leipzig
Auf Leipziger Wasserstraßen – mit dem Motorboot
Kunst, Musik und Spiritualität unter freiem Himmel
10.00-20.00 Stadthafen, Schreberstr. 20, Leipzig Auf Leipziger Wasserstraßen – mit dem Motorboot
10.00-17.00 Moritzbastei, Ratstonne, Universitätsstr. 9, Leipzig Mitmachangebot: Wie zu Gutenbergs Zeiten
Offene Schreib-, Setz- und Druckwerkstatt
10.00-17.00 Inspirata, Eingang G, 3. OG, Deutscher Platz 4, Leipzig Kirchenfenster und -architektur
Da stecken Geometrie, Mathe und Physik drin!
10.00-17.00 Museum für Druckkunst, Nonnenstr. 38, Leipzig Luther – Leipzig – Letterpress!
Martin Luther macht Druck
10.00-17.00 Torhaus Dölitz, Helenenstr. 24, Leipzig Schaufenster Glaube
Kirchengeschichte in Zinn
10.00-17.30 Markkleeberger See, vor dem Strandcafé, Seepromenade 2, Markkleeberg Wasserwege im Südosten entdecken
Vom Leben bis zum Tod
10.00-18.00 Bibliotheca Albertina, Beethovenstr. 6, Leipzig Bildwechsel
Buchillustration in der Reformationszeit
10.00-18.00 Bach-Museum, Thomaskirchhof 15-16, Leipzig Glaubenswelten
Konfessionen im Leipzig der Bach-Zeit
10.00-18.00 Deutsches Buch- und Schriftmuseum, Deutsche Nationalbibliothek, Deutscher Platz 1, Leipzig Sensation – Propaganda – Widerstand
500 Jahre Flugblatt: von Luther bis heute
10.00-20.00 Neues Rathaus, 2. OG, Obere Wandelhalle,
Martin-Luther-Ring 4-6, Leipzig
Bewegte Reformation
10.00-20.00 Gedenkstätte Museum in der “Runden Ecke”,
Dittrichring 24, Leipzig
Kirchentage in Leipzig 1954, 1978 und 1989
11.00-19.00 Bootsverleih Klingerweg, Klingerweg 2, Leipzig Auf Leipziger Wasserstraßen – mit dem Motorboot
Kunst, Musik und Spiritualität unter freiem Himmel
11.00-17.00 Frauenkultur e.V., Windscheidstr. 51, Leipzig Exhibition in Progress
Hexenverfolgung in der Zeit der Reformation
13.00-14.00 Frauenkultur e.V., Windscheidstr. 51, Leipzig Exhibition in Progress
Hexenverfolgung in der Zeit der Reformation
14.00-16.00 Kongresshalle am Zoo, 1. OG, Goethe-Saal, Pfaffendorfer Str. 31, Leipzig Kompositionswerkstatt – Teil 2
Präsentation und Diskussion
15.00-16.30 Kongresshalle am Zoo, 1. OG, Schumann-Saal, Pfaffendorfer Str. 31, Leipzig Trauer ist Liebe. Impuls für Trauernde
15.30-17.00 Erlöserkirchgemeinde, Kirchsaal, Dauthestr. 1a, Leipzig Reformation, Anfechtung und Zweifel
Eröffnung und Gespräch
19.00-20.30 Helmholtzschule, Aula, Helmholtzstr. 6, Leipzig Himmel, Jazz und Erde
19.00-21.00 Frauenkultur e.V., Windscheidstr. 51, Leipzig Als Hexen verfolgt und ermordet
Diskussion über nachweisbar begangenes Unrecht
20.00-22.00 Gedenkstätte Museum in der “Runden Ecke”,
Dittrichring 24, Leipzig
Freier Meinungsaustausch – auch mit dem politischen Gegner?
20.00-22.00 Thomaskirche, Thomaskirchhof 18, Leipzig Leipziger Disputation
Kirche der Zukunft ? Moralagentur oder Bekenntnisgemeinschaft?
22.00-23.30 Bühne auf dem Markt, Leipzig Leipziger Reformationsperformance “Zum Licht”

 

Mehr über Martin Luther erfahren mit dem Buch Luther in Leipzig.

Samstag 27.05.2017 09.00-22.00 Kongresshalle am Zoo, EG, Foyer Nord,
Pfaffendorfer Str. 31, Leipzig
Gesichter der Reformation
10.00-19.00 Stadthafen, Schreberstr. 20, Leipzig Auf Leipziger Wasserstraßen – mit dem Motorboot
Kunst, Musik und Spiritualität unter freiem Himmel
10.00-20.00 Helmholtzschule, Bootsanlegestelle,
Helmholtzstr. 6, Leipzig
Mitmachangebot: Auf Leipziger Wasserstraßen – mit dem Paddelboot
Kunst, Musik und Spiritualität unter freiem Himmel
10.00-20.00 Stadthafen, Schreberstr. 20, Leipzig Mitmachangebot: Auf Leipziger Wasserstraßen – mit dem Paddelboot
Kunst, Musik und Spiritualität unter freiem Himmel
10.00-17.00 Torhaus Dölitz, Helenenstr. 24, Leipzig Schaufenster Glaube
Kirchengeschichte in Zinn
10.00-18.00 Bibliotheca Albertina, Beethovenstr. 6, Leipzig Bildwechsel
Buchillustration in der Reformationszeit
10.00-18.00 Bach-Museum, Thomaskirchhof 15-16, Leipzig Glaubenswelten
Konfessionen im Leipzig der Bach-Zeit
10.00-18.00 Gedenkstätte Museum in der “Runden Ecke“,
Dittrichring 24, Leipzig
Kirchentage in Leipzig 1954, 1978 und 1989
10.00-18.00 Deutsches Buch- und Schriftmuseum, Deutsche Nationalbibliothek, Deutscher Platz 1, Leipzig Sensation – Propaganda – Widerstand
500 Jahre Flugblatt: von Luther bis heute
10.00-20.00 Neues Rathaus, 2. OG, Obere Wandelhalle,
Martin-Luther-Ring 4-6, Leipzig
Bewegte Reformation
11.00-18.00 Helmholtzschule, Bootsanlegestelle,
Helmholtzstr. 6, Leipzig
Auf Leipziger Wasserstraßen – mit dem Motorboot
Kunst, Musik und Spiritualität unter freiem Himmel
11.00-13.00 Zeitgeschichtliches Forum, Grimmaische Str. 6, Leipzig Zeitzeugen der Friedlichen Revolution 1989
Talk with contemporary witnesses about the non-violent revolution 1989
11.00-13.00 Kongresshalle am Zoo, 1. OG, Goethe-Saal, Pfaffendorfer Str. 31, Leipzig Kompositionswerkstatt – Teil 3
Präsentation und Diskussion
11.00-17.00 Frauenkultur e.V., Windscheidstr. 51, Leipzig Exhibition in Progress
Hexenverfolgung in der Zeit der Reformation
11.00-17.00 Museum für Druckkunst, Nonnenstr. 38, Leipzig Luther – Leipzig – Letterpress!
Martin Luther macht Druck
11.00-18.00 Neues Rathaus, 2. OG, Ratsplenarsaal,
Martin-Luther-Ring 4-6, Leipzig
Glaubenskriege – Gustav Adolf
Thementag mit Podien und Exkursionen
12.00-18.00 Inspirata, Eingang G, 3. OG, Deutscher Platz 4, Leipzig Kirchenfenster und -architektur
Da stecken Geometrie, Mathe und Physik drin!
12.30-13.30 Neues Rathaus, 2. OG, Ratsplenarsaal,
Martin-Luther-Ring 4-6, Leipzig
Gustav Adolf, Christ und Held?
Gustav II. Adolf und das Gustav-Adolf-Werk
13.00-14.00 Frauenkultur e.V., Windscheidstr. 51, Leipzig Exhibition in Progress
Hexenverfolgung in der Zeit der Reformation
14.00-15.30 Taborkirche, Gemeindesaal, Windorfer Str. 45a, Leipzig Mit Augen, Herz und Händen
Gebärdenkommunikation in Poesie und Alltag
14.00-16.00 Kongresshalle am Zoo, 1. OG, Goethe-Saal, Pfaffendorfer Str. 31, Leipzig Kompositionswerkstatt – Teil 4
Präsentation und Diskussion
15.00-16.00 Brücke Vier Jahreszeiten, Am Elsterwehr, Leipzig Aber wäre ich ohne Liebe
Eine humorvoll-musikalisch-poetische Hymne
17.00-23.59 naTo, Kneipe, Karl-Liebknecht-Str. 46, Leipzig Glaubst du?
Beteiligungsprojekt
18.00-19.30 Reformierte Kirche, Tröndlinring 7, Leipzig Luther
Prophet – Poet – Polemiker
19.00-20.30 Helmholtzschule, Aula, Helmholtzstr. 6, Leipzig Himmel, Jazz und Erde
20.00-22.00 Gedenkstätte Museum in der “Runden Ecke”,
Dittrichring 24, Leipzig
Die Kirche in der DDR – Wegbereiter der Friedlichen Revolution?
22.00-23.30 Bühne auf dem Markt, Leipzig Leipziger Reformationsperformance “Zum Licht”

 

Mehr Informationen zu den einzelnen Veranstaltungen zur Reformation 2017.

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Leipziger Disputation am 26. Mai 2017 um 20.00 Uhr in der Thomaskirche

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„Kirche der Zukunft-Moralagentur oder Bekenntnisgemeinschaft“

Dr. Thies Gundlach, der Vizepräsident des Kirchenamtes der EKD

Prof. Dr, Ulrich H.J. Körtner, Ordinarius für Systematische Theologie an der Universität Wien

Moderiert wird die Veranstaltung von Dr. Heike Schmoll , Frankfurter Allgemeine Zeitung.

Der Eintritt ist frei!

Die Veranstalter der Leipziger Disputation sind die Stadt Leipzig, die Universität Leipzig, die Ev.-Luth. Kirchgemeinde St. Thomas, die Evangelische Kirche in Deutschland und die Ev.-Luth. Landeskirche Sachsens.

 

Sie suchen noch nach der passenden Lutheridee für zu Haus? Vielleicht ein Luther Malbuch für die Kinder oder die Festmusik zur Reformationsfeier 1617?

Thomaskirche mit Luhterfenster

„Auch Konzilien können irren!“ Die Reformation in Leipzig

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Als Martin Luther am Pfingstsonntag 1539 am Nachmittag in der Thomaskirche zur Einführung der Reformation in Leipzig predigte, lagen gut 20 Jahre Reformationsgeschichte hinter den Leipzigern. Und nicht nur das: Im Rückblick betrachtet geschah Entscheidendes für die gesamte Entwicklung der Reformation hier in der Pleißestadt.

Bereits bei der Leipziger Disputation 1519 wurde klar, dass in entscheidenden theologischen Fragen der Bruch mit Rom schon vollzogen war, auch wenn dieser Bruch politisch noch auf sich warten lassen sollte. Gerade bei diesem Meilenstein der Reformationsgeschichte wird sehr deutlich, wie sehr das Reformationsgeschehen auch ein politisches war. Für Herzog Georg war die Disputation eine Möglichkeit, „seine“ Leipziger Universität zu profilieren, die damals im Gegensatz zur kursächsischen Wittenberger als veraltet galt und keinen besonderen Ruf genoss. Er erhoffte sich dabei nicht nur Aufmerksamkeit, sondern auch akademisch untermauern zu können, was er seit 1517 verfügt hatte: das Verbot der Ablasspredigt für den Bau des Petersdoms durch den Dominikanermönch Johann Tetzel. Diese unliebsame Konkurrenz stand eigenen Ablassgeschäften im Wege.

Wie sich im Laufe der nächsten Wochen nach der feierlichen Eröffnung der Disputation durch einen Gottesdienst in der Thomaskirche (unter Beteiligung des Thomanerchors) zeigen sollte, verfehlte der Herzog sein Ziel auf ganzer Linie. Sowohl der Primatsanspruch des Papstes wurde in Frage gestellt als auch die Unfehlbarkeit von Konzilien: Auch sie können irren. Mit dem Bezug auf das Konzil von Konstanz und Jan Hus durch Luther wurde dem Herzog klar, dass er es mit den Wittenbergern mit Leuten zu tun hatte, die ihn in seinem politischen Kurs nicht unterstützen würden. So ging er nicht nur auf Distanz zu Luther, sondern versuchte einige Jahre später etwas aufzuhalten, was nicht mehr aufzuhalten war: durch den Einzug von Luthers Schriften, insbesondere seiner Übersetzung des Neuen Testaments (1522), dessen Ideen auf den Scheiterhaufen der Geschichte zu befördern. Aber es war gerade das neue Medium des Buchdrucks, das für die Verbreitung der neuen Lehre sorgte. Dies ging in besonderem Maße von der Buchstadt Leipzig aus, denn Luthers Schriften wurden hier bereits sehr früh in großer Zahl gedruckt. Dabei ist vor allem Melchior Lotter als einer der damals angesehensten Buchdrucker zu nennen, der die Wittenberger Theologen 1519 in seinem Haus in
der Hainstraße unterbrachte.

Der herzogliche Versuch, Luthers Schriften durch Verbot aus dem Verkehr zu ziehen, scheiterte kläglich. Immer mehr Prediger der „neuen Lehre“ traten in den Vorstadtkirchen bzw. auf kursächsischem Boden auf und zogen viele Menschen an. Hier durften lutherische Geistliche frei predigen und das Heilige Abendmahl wurde in beiderlei Gestalt gefeiert. Auch der spätere erste Superintendent an der Thomaskirche, Johann Pfeffinger, der in Eicha und Albrechtshain predigte, gehörte zu denjenigen, die sich einer großen Hörerschar erfreuen durfte. Auch Repressalien und Ausweisungen etlicher Leipziger Bürger, die dabei „erwischt“ wurden und sich bei Verhören zu Luthers Lehre bekannten, fruchteten nicht.

Luther selbst hatte zu Leipzig übrigens kein gutes Verhältnis. In einem Brief an Spalatin beklagte er bereits im Juli 1519, dass die Leipziger die Wittenberger Theologen „in der Tat weder gegrüßt noch besucht und uns wie die verhasstesten Feinde behandelt“ hätten. In einer seiner berühmten Tischreden bezeichnete Luther Leipzig gar als „bösen Wurm“ und prophezeite der Stadt großes „Ungluck“ wegen ihrer „hurerey, hoffart und des wuchers halben“. Sie sei „erger dan Sodoma und Gomorra“. Selbst die Predigt Luthers zur Weihe der evangelischen Universitätskirche St. Pauli über Lukas 19,41ff im Jahr 1545 zeugt noch davon, in der Jerusalem (Leipzig) ob seiner Unfähigkeit, die Zeichen der Zeit zu erkennen, der Untergang angesagt wird.

Dennoch hat sich Luther einige Male in der Stadt aufgehalten, zum ersten Mal nachweislich im Jahr 1512, wo er sich am 9. Oktober 50 Gulden aus dem Kurfürstlichen Rentamt (befand sich an der Stelle des ehemaligen Kaufhaus Ebert, heute Sitz der Commerzbank Ecke Thomaskirchhof/Thomasgässchen) abholte, die Kurfürst Friedrich der Weise zur Unterstützung seiner Promotion hinterlegt hatte.

Auch dass ihn später eine Prostituierte in einem der Ausspannhöfe am Brühl trotz seiner Verkleidung als Junker Jörg am 3. Dezember 1521 erkennt und den für vogelfrei Erklärten verrät, hat nicht zu seinem Verhältnis zu Leipzig beigetragen. Allerdings ist seine Freundschaft zu Heinrich Stromer von Auerbach bezeugt, der ihn in dieser brenzligen Situation in seinem Haus am Markt in Sicherheit bringt und ihm auch zwei Jahre zuvor bereits seine Sympathie bekundet hatte.

Insofern dürfte es für Luther 1539 durchaus eine gewisse Genugtuung gewesen sein, von Georgs Nachfolger und Bruder Heinrich dem Frommen zusammen mit anderen Wittenberger Theologen zur Einführung der Reformation eingeladen worden zu sein. Trotz angeschlagener Gesundheit hatte Luther zugesagt und hielt am Vorabend des Pfingstsonntags 24. Mai in der Kapelle der Pleißenburg die Predigt. Am Vormittag musste er sich im Gottesdienst in der Nikolaikirche aber von seinem Freund und Kollegen Justus Jonas vertreten lassen. Erst am Nachmittag konnte Luther wieder auf der Kanzel stehen und predigte in der Thomaskirche über das Pfingstwunder aus der Apostelgeschichte. Der Legende nach haben diejenigen, die nicht mehr in die bereits überfüllte Kirche hineinkamen, Leitern außen angelegt, um Luther hören zu können.

Schon am Rande der Feierlichkeiten wurde intensiv an der Neuordnung des Kirchenwesens gearbeitet, wobei man im Wesentlichen dem Modell folgte, mit dem man in Kursachsen bereits gute Erfahrungen gemacht hatte. Superintendenten wurden eingesetzt, das Visitationswesen eingeführt, sogenannte „altgläubige“ Priester abgesetzt, die Klöster aufgelöst und deren Grundbesitz in städtisches Eigentum überführt. In diesem Zusammenhang wurde etwas später auch geregelt, den Unterhalt des Thomanerchors und die Alimentation des Thomaskantors in die Hände der Stadt Leipzig zu legen und so langfristig sicherzustellen, dass beide ihren liturgischen Aufgaben nachkommen können.

Pfarrerin Britta Taddiken

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